In der Schweizer Vorsorgewelt gibt es einen stillen Irrtum, der jedes Jahr Milliarden verschluckt – unbemerkt, legal, aber wirtschaftlich höchst ineffizient. Die Rede ist von gemischten Lebensversicherungen im Rahmen der Säule 3a. Sie werden von vielen Versicherungen offensiv beworben – als clevere Kombination aus Sparen und Absichern. Wer nicht genau hinschaut, hat schnell unterschrieben. Und Jahrzehnte später deutlich weniger Vermögen, als möglich gewesen wäre.

Denn obwohl die Kombination aus Altersvorsorge und Risikoabsicherung auf den ersten Blick logisch erscheint, ist sie bei näherer Betrachtung ein schlechtes Geschäft – zumindest für jene, die damit eigentlich fürs Alter sparen wollen. Und das sind die meisten.
Versicherer bieten vermeintlich praktische Pakete – doch sie sind teuer
Das Grundprinzip der gemischten Police ist einfach erklärt: Ein Teil der jährlichen Prämie wird für die Altersvorsorge gespart, der andere Teil dient der Risikoabsicherung – also dem Schutz bei Erwerbsunfähigkeit oder im Todesfall. Am Ende der Laufzeit wird eine garantierte Summe ausgezahlt, oft ergänzt durch mögliche Überschüsse. Diese Darstellung vermittelt Sicherheit und Bequemlichkeit – genau das, wonach viele suchen, wenn es um etwas so Unbequemes wie Altersvorsorge geht.

Doch genau diese Einfachheit ist Teil des Problems. Denn wer glaubt, er spare jedes Jahr den vollen Betrag in die Altersvorsorge ein, irrt gewaltig. In Wirklichkeit geht nur ein Bruchteil der Zahlung auf ein Sparziel. Der Rest verschwindet in Versicherungsprämien – und zwar endgültig, sofern kein Versicherungsfall eintritt.
Ein konkretes Beispiel: Zahlen lügen nicht – aber sie entlarven vieles
Ein aktueller Vergleich des Schweizer Konsumentenmagazins K-Geld zeigt eindrücklich, wie viel Geld Versicherte verlieren können. Das Modell: Ein Mann mittleren Alters zahlt jährlich 7000 Franken in eine gemischte Police der Baloise ein, über 20 Jahre hinweg. Nach dieser Zeit erhält er eine garantierte Auszahlung von 117’718 Franken.

Das klingt im ersten Moment solide – bis man den Vergleich zur einfacheren Variante zieht: Hätte dieselbe Person statt der Versicherung ein klassisches 3a-Bankkonto genutzt und sich die Risikoabsicherung separat dazugekauft, hätte er bei identischem Risiko am Ende rund 137’800 Franken gehabt. Das sind über 20’000 Franken mehr – bei gleicher Sicherheit, aber deutlich besserem Ertrag.
Wie ist das möglich? Die Antwort ist simpel: Die separate Risikoabsicherung – bestehend aus Todesfallversicherung und Erwerbsunfähigkeitsversicherung – kostet zusammen lediglich rund 509 Franken pro Jahr. Der Restbetrag der ursprünglichen 7000 Franken (also etwa 6491 Franken) kann voll ins 3a-Konto fließen. Selbst wenn man hier nur mit dem aktuellen Durchschnittszins von 0.4 % rechnet – viele Banken bieten deutlich mehr –, wächst das Vermögen über die Jahre kräftiger an als bei der Versicherungslösung.
Was viele übersehen: Nicht garantierte Überschüsse sind genau das – nicht garantiert
Ein weiterer problematischer Punkt bei gemischten Policen sind die sogenannten Überschüsse, die oft in Hochglanzbroschüren als Zusatzgewinne angepriesen werden. Viele Versicherte glauben, dass diese Beträge sicher seien – dabei sind sie es nicht. Sie hängen vom Geschäftsgang der Versicherung ab, können schwanken und im Zweifelsfall gestrichen werden. Die garantierte Auszahlung ist der einzig verlässliche Teil – und der liegt häufig deutlich unter dem, was durch ein Bankkonto erzielt werden kann.

Wer sich also auf die „mögliche“ Endsumme verlässt, spielt letztlich Lotto mit der eigenen Altersvorsorge.
Gemischte Policen sind nicht böse – aber für die meisten schlicht ungeeignet
Natürlich gibt es Situationen, in denen eine gemischte Versicherung sinnvoll sein kann – zum Beispiel, wenn jemand aus disziplinarischen Gründen nicht sparen kann, oder unbedingt eine feste Auszahlung zum Renteneintritt braucht, selbst wenn die Rendite niedrig ist. Aber für die allermeisten Menschen, die finanziell eigenständig planen und rechnen können, sind diese Policen schlicht ineffizient.

Man kauft sich ein trügerisches Gefühl von Sicherheit – und zahlt dafür mit Jahrzehnten verschenkter Zinsen. Und schlimmer noch: Man hat über die Jahre kaum Kontrolle über das eigene Vorsorgekapital. Es ist gebunden, intransparent und oft teurer als nötig.
Fazit Teil 1: Wer verstehen will, sollte rechnen – nicht vertrauen
Die Zahlen sind eindeutig. Wer in der Säule 3a spart, fährt mit einem klassischen Bankkonto und separatem Risikoschutz in der Regel deutlich besser. Die gemischte Police mag sich angenehm anfühlen, doch sie kostet – meist mehr, als sie bringt. Die Differenz kann am Ende ein Fünftel des angesparten Altersvermögens ausmachen.

In einer Zeit, in der jede Rentenlücke zählt, ist das schlicht zu viel.
Im nächsten Teil zeigen wir dir ganz konkret, wie du die bessere Strategie umsetzen kannst – Schritt für Schritt, mit aktuellen Zinsen, Produktempfehlungen und einem ehrlichen Blick auf die Risiken.
Und falls du jetzt denkst: „Aber mein Versicherungsberater hat gesagt…“ – dann lies besonders aufmerksam weiter. Es geht um dein Geld.
